Herr König, den Stuckateuren dürfte es genauso gehen wie allen anderen Handwerkern. Wenn gejammert wird, dann nicht über fehlende Aufträge, sondern über die hohe Auslastung. Können Sie und Ihre Kollegen sich also zurücklehnen und sagen: Alles in Butter!?
Von wegen. Das gute Auftragsvolumen nehmen wir natürlich gerne mit. Aber der Bauboom bringt eine ganze Reihe von Herausforderungen mit sich, denen wir uns stellen müssen. Der Markt wandelt sich gewaltig, und das hat natürlich gravierende Folgen für das Fachhandwerk, insbesondere auch für die Stuckateure. Ausschließlich mit seinen klassischen handwerklichen Leistungen kann ein Unternehmer in Zukunft nicht mehr bestehen. Auch wir Stuckateure müssen hier handeln und unser Portfolio dringend erweitern. Wir müssen noch mehr Dienstleister werden als bisher, sozusagen zum Koordinator zwischen den Gewerken werden. Denn nur so können wir uns auch in Zukunft von der immer stärker werdenden Konkurrenz abheben, die durch billige Arbeitskräfte aus Osteuropa entsteht. Daher müssen wir Stuckateure künftig viel stärker als bisher mit anderen Gewerken zusammenarbeiten und für den Auftraggeber die Projektleitung übernehmen. Es geht darum, sich gegenseitig die Bälle zuzuspielen und den Ausbaugedanken gemeinsam zu leben, nach dem Motto: Alles aus einer Hand. Denn genau das wünscht sich der Kunde von heute. Und genau da s ehe ich auch noch Potenzial, um als Fachhandwerker wirtschaftlich erfolgreich zu sein. Es geht eben darum, nicht nur die Fassade zu machen, sondern auch gleich die Balkonsanierung mit anzubieten oder auch die Fenster und die Dacharbeiten. Da sind eben auch Managerqualitäten gefordert, denn es müssen einfach mehr Leistungen als bisher koordiniert werden. Wer es schafft, seinen Kunden hier ein Rundum-Sorglos- Paket anzubieten, der wird erfolgreich sein. Mit den reinen Ausbauarbeiten wird es nicht mehr funktionieren, denn hier wandern die Aufträge leider immer mehr in den Graumarkt ab. Diese Arbeiten erledigen mittlerweile Leute, die teilweise in Bussen auf der Baustelle übernachten. Das Problem ist natürlich auch ein Stück weit hausgemacht. Denn wenn wir heute Aufträge an Subunternehmer aus dem Ausland vergeben, dann konkurrieren wir morgen genau mit diesen Subunternehmern um die Aufträge.
Sich von dieser Konkurrenz besser abheben zu können, bedeutet dann sicher auch, dass sich die Stuckateure besser und stärker als Fachhandwerker vermarkten müssen als bisher, oder?
Natürlich! Die Unternehmer müssen ganz klar ihre Stärken herausstellen und sagen: Dafür stehe ich mit meinem Betrieb, das sind meine Kernkompetenzen. Man muss sich seine Nischen suchen und in tensiv herausarbeiten, wie man in die sen erfolgreich ein kann. Genau deshalb haben wir ja auch uns er Ausbildungs-Programm des Ausbaumanagers gestartet. Hier beginnt jetzt im November bereits der vierte Kurs. Das Konzept kommt hervorragend an, denn es kombiniert die praktische Ausbildung auf der Baustelle mit Führungsaufgaben im Handwerk. In diesen Inhalten geht es viel um die strategische Ausrichtung, Unternehmensführung, Marketing und Vertrieb. Also genau die Fähigkeiten, die ein erfolgreicher Unternehmer benötigt. Es kommt uns im Verband ja auch darauf an, dass wir den Generationenwechsel erfolgreich hinbekommen und die Zahl der Handwerksbetriebe hoch halten können. Wenn ein Unternehmer aus Altersgründen aufhört, muss jemand da sein, der den Betrieb übernehmen will und das natürlich auch kann. Daher investieren wir viel in die Aus- und Weiterbildung, wie ja auch der aktuelle Neubau des Branchenzentrums für Stuckateure in Rutesheim zeigt. Dort bündelt sich Know-how pur und das wird ein echter Meilenstein. Die Kombination aus Werkstätten, Praxis- und Theorieräumen sowie Übernachtungsmöglichkeiten in 20 Zimmern ist in dieser Art einzigartig.