Und das Beispiel Apple ist typisch: Neue Berufsbilder, die mit der Digitalisierung aufgekommen sind, entstanden überwiegend an den beiden Extremen der Einkommensskala: Relativ wenige sehr gut bezahlte Datenwissenschaftler, Programmierer oder Start-up-Milliardäre stehen zahlreichen Logistikarbeitern bei Unternehmen wie Amazon oder Zalando und Uber-Fahrern gegenüber. Und Letztgenannte verdrängen eher besser bezahlte Verkäufer im Einzelhandel oder klassische Taxifahrer vom Arbeitsmarkt.
FAST DIE HÄLFTE DER ARBEITSPLÄTZE IN DEUTSCHLAND IST GEFÄHRDET
Taxi- oder Uber-Fahrer könnten durch neue Technologien wie autonomes Fahren langfristig sogar ganz arbeitslos werden, ebenso wie Lkw-Fahrer und Logistiker. Und die Automatisierung wird hier vermutlich nicht Halt machen. „In 20 Jahren wird fast die Hälfte der heutigen Arbeitsplätze in Deutschland durch Roboter ersetzt werden, die die Jobs effizienter erledigen können“, glaubt Martin Sonnenschein, Partner und Europachef bei der Unternehmensberatung A.T. Kearney.
Eine Studie der beiden Oxford-Professoren Carl Benedikt Frey und Michael A. Osborne zusammen mit der Unternehmensberatung Deloitte hatte bereits im September vergangenen Jahres das Automatisierungspotenzial von 702 Berufen analysiert – und betrachtete zugleich, wie groß die Gefahr ist, dass der Beruf künftig von Maschinen ersetzt wird. Demnach seien 47 Prozent der Arbeitsplätze in den USA durch die voranschreitende Automatisierung gefährdet. Für sicher vor der Automatisierung halten die Forscher dagegen vor allem jene Jobs, die in erster Linie menschliche Fähigkeiten verlangen – zum Beispiel Menschenkenntnis, Verhandlungsgeschick oder Überzeugungskraft.
Ganz oben auf der Liste der Jobs, die laut der Studie dagegen durch Maschinen bedroht seien, stehen Telefonverkäufer, Schreibkräfte und Rechtsanwaltsgehilfen. Als Faustformel gilt: Je höher das aktuelle Gehalt und je mehr Ausbildung der Beruf benötigt, desto geringer seien die Chancen einer schnellen Automatisierung. Die Analyse der Studie wendete A.T. Kearney auf den deutschen Arbeitsmarkt an. Demnach wiesen in der Bundesrepublik über 300 – und damit ein Viertel aller Jobprofile – in den nächsten beiden Jahrzehnten ein hohes Automatisierungspotenzial auf. Somit seien diese Jobs akut gefährdet.
DIE WELTWEITE ARBEITSLOSIGKEIT KÖNNTE STEIGEN
In Deutschland bemerkt man von der drohenden Massenarbeitslosigkeit durch die Digitalisierung und weitere Automatisierung bisher jedoch nichts – es herrscht praktisch (zumindest im Süden der Republik) Vollbeschäftigung. Allerdings befindet sich Deutschland dank des industriellen Aufstiegs von Ländern wie China, Brasilien und Indien auch in der glücklichen Lage einer Sonderkonjunktur. Deutschland stellt praktischerweise genau die Maschinen her, die Länder benötigen, die die Industrialisierung noch nachzuholen haben – und die wachsende Mittel- und Oberschicht in diesen Ländern liebt deutsche Autos.