Nr. 3/2016
Das online Kundenmagazin der Schwenk Putztechnik

JAHRHUNDERTBAUSTELLE BERLINER SCHLOSS |

Der Staat finanziert das Humboldt Forum. Die Schlossfassaden werden privat finanziert. SCHWENK Putztechnik hält das Mauerwerk zusammen.

VON INGO JENSEN

Die Ausmaße sind gigantisch: Allein der Bund investiert 480 Millionen Euro, das Land Berlin steuert über 30 Millionen Euro bei und weitere 105 Millionen Euro kommen über Spenden rein. Nicht nur aufgrund der hohen Kosten gilt der Wiederaufbau des Berliner Schlosses als Deutschlands größtes und bedeutendstes Kulturprojekt im 21. Jahrhundert.

Nach der Fertigstellung im Jahr 2019 soll das Berliner Schloss als Humboldt Forum mit einer Nutzfläche von 41.000 m2 die historische Mitte Berlins zu einem einzigartigen Zentrum für Kunst, Kultur, Wissenschaft und Bildung mit internationaler Ausstrahlung werden lassen. Herzstück des Humboldt Forums wird die Stiftung Preußischer Kulturbesitz mit den beeindruckenden Sammlungen des Ethnologischen Museums und des Museums für Asiatische Kunst sein. Auf 4.000 m2 werden sich auch die Stadt und das Land Berlin unter dem Thema „Berlin und die Welt“ präsentieren, die Humboldt-Universität zu Berlin wird mit einem „Humboldt-Labor“ als Schaufenster der Wissenschaft vertreten sein und dank der Veranstaltungssäle, weiteren Ausstellungs- und Begegnungsflächen sowie Restaurants, Bistros und Läden soll das Humboldt Forum weit mehr werden als nur ein Museum.

Die Ansprüche an das neue Humboldt Forum sind hoch: Bundeskanzlerin Angela Merkel sieht es auch als „Ort für Debatten über die Globalisierung und ihre Auswirkungen“, Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier erwartet eine „Plattform für Kooperation von Wissen und Kultur“ und Monika Grütters, Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, will im Humboldt Forum gar „die ganz großen Themen der Menschheit“ verhandelt sehen.

DAS BERLINER SCHLOSS IST DER BEDEUTENDSTE BAROCKBAU DER DEUTSCHEN GESCHICHTE.

ÜBER DAS GROSSPROJEKT BERLINER SCHLOSS

Beim Wiederaufbau des Berliner Schlosses geht es darum, den bedeutendsten Barockbau der deutschen Geschichte wiederherzustellen. Das 1443 errichtete und später mehrmals erweiterte Berliner Schloss war im Zweiten Weltkrieg durch Bombenangriffe der Alliierten stark beschädigt worden. Endgültig zerstört wurde es allerdings durch Sprengmaßnahmen, welche die Führung der DDR 1950 angeordnet hatte. 2002 fasste der Deutsche Bundestag einen Grundsatzbeschluss zum Wiederaufbau des Berliner Schlosses.

REKONSTRUKTION

Rekonstruiert werden soll der letzte barocke Erweiterungsbau des Berliner Schlosses, der unter Kurfürst Friedrich III., dem späteren König Friedrich I. von Preußen, errichtet wurde. Der Bau war zwischen 1699 und 1726 nach Entwürfen von Andreas Schlüter und Johann Friedrich Eosander von Göthe entstanden. Angestrebt wird die Wiederherstellung des dekorativen Fassadenschmucks, der im Kontext als architektonischer Teil eines Gesamtkunstwerks interpretiert wird. Dies macht ein werkgetreues Kopieren bildhauerischer Bauplastiken in Naturstein zwingend erforderlich.

PLÄNE VON FRANCO STELLA

Der italienische Architekt Franco Stella gewann 2008 den internationalen Architektenwettbewerb für das Berliner Schloss. Sein Entwurf führt den barocken Rhythmus der drei historischen Fassaden mit einer klassisch-zeitlosen Architektursprache bei den neuen Bauteilen fort. Das „Schlossforum“ führt als öffentliche Passage quer durch das Gebäude. Diese neue Raumschöpfung verbindet den Stadtraum südlich des Schlosses mit der Museumsinsel und ermöglicht zugleich eine funktionale Erschließung des Gebäudes. Die Museumsinsel, der Berliner Dom sowie der Prachtboulevard „Unter den Linden“ erhalten durch die Wiedererrichtung des Berliner Schlosses ihren städtebaulichen Bezugspunkt zurück. Gleichwohl ist das Gebäude ein Neubau und entfaltet einen spannungsvollen Gegensatz von historischer und zeitgenössischer Architektur. Diesen Kontrast greift das Humboldt Forum inhaltlich auf und begreift es als Chance, sich Vergangenheit und Gegenwart im interkulturellen Dialog zu stellen.

HINTERGRUND

Bauherr des Berliner Schlosses ist die „Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss“. Die Gesamtbaukosten sind mit derzeit 590 Millionen Euro kalkuliert. Die Bruttogeschossfläche beträgt 96.356 m2, die Fläche der rekonstruierten Fassade ist mit 22.500 m2 angegeben. 11.400 m2 Fassadenfläche werden nach historischem Vorbild restauriert. Insgesamt werden über drei Millionen Ziegel und über 9.000 m3 an Natursandstein verbaut.

BEI EINEM GROSSPROJEKT DIESER DIMENSION MUSS MAN SICH ZU 100 PROZENT AUF DIE MATERIALIEN VERLASSEN KÖNNEN.

DIE HERAUSFORDERUNG

Problematisch ist die Rekonstruktion des Berliner Schlosses vor allem deshalb, weil das DDR-Regime das Gebäude in den 1950er-Jahren äußerst gründlich sprengen ließ und die Steine auf verschiedene Großdeponien so verteilt wurden, dass seine Reste unter den Millionen von Tonnen des Berliner Bombenschutts unauffindbar vergraben wurden. Es gibt nur wenige Fragmente des Architekturschmucks der Fassaden, die geborgen oder nicht noch in den Jahren nach der Sprengung vernichtet wurden. Erhalten blieben allerdings Tausende von Bauakten aus Zeiten der Renovierungen seit dem 18. Jahrhundert. Ebenso existieren zahllose Fotos der Abrissarbeiten. Die Akten und Fotos bilden heute eine hervorragende Grundlage für den Wiederaufbau.

AUSWAHL DER BESTEN HANDWERKER UND BAUSTOFFE

Klar, dass bei der bedeutendsten Kultur-Baustelle der Bundesrepublik nur die besten Handwerker zum Zuge kommen und die besten Baustoffe ausgewählt werden. So ist auch die SCHWENK Putztechnik am Großprojekt beteiligt. Ihr Trasskalkmörtel „TM 5 HS“ kommt für das Mauerwerk der Rücklagenfassaden der Nord- und Südseite des Berliner Schlosses sowie die Portale I und V, als Zugang zum weltberühmten Schlüterhof, zum Einsatz.

„Bei einem Großprojekt dieser Dimension muss man sich zu 100 Prozent auf die Materialien verlassen können. Das Gleiche gilt für die Zuverlässigkeit der Partner“, sagt Hermann Graser jun., Geschäftsführer des Bamberger Natursteinwerk Hermann Graser GmbH. Das Unternehmen fertigt und montiert nicht nur über 2.400 m3 komplizierte massive Steinmetzarbeit und über 600 Bildhauerstücke für die Schlossfassaden, sondern ist in den zugeteilten Losen auch für die kompletten Mauerwerksleistungen verantwortlich. Vor dem bereits erstellten Betonbau und der Dämmschicht aus Mineralwolle wird an den Fassaden jeweils eine komplette Mauerziegelwand als Vorsatzschale hochgezogen. Diese ist mit Natursteinornamenten durchzogen und wird anschließend verputzt, um die historischen Barockfassaden detailgetreu nachzubilden.

„Mit dem Trasskalkmörtel ‚TM 5 HS‘ der SCHWENK Putztechnik können wir besonders effizient und vor allem auch besonders hochwertig arbeiten“, sagt Graser.

Der „TM 5 HS“ der SCHWENK Putztechnik ist sulfatbeständig und frostsicher, er bindet vergleichsweise langsam ab und hat ein geringes Schwindmaß. Durch seine hervorragenden technischen Eigenschaften verhindert der „TM 5 HS“ der SCHWENK Putztechnik ein Ausblühen der Ziegelsteine. „Das ist ein ganz entscheidender Vorteil“, so Graser. Nicht nur Hermann Graser, sondern auch der verantwortliche Fachbauleiter Martin Hohn, ist zufrieden. „Der ‚TM 5 HS‘ lässt sich wie ein ganz normaler Mörtel verarbeiten und hält auch sehr gut, wenn wir Bewehrungen oder Gelenkanker mit einmauern. Auf der Baustelle klappt alles reibungslos“, so Hohn, der mit einem bis zu 40-köpfigen Team täglich am Wiederaufbau des Berliner Schlosses arbeitet.

DER TRASSKALKMÖRTEL „TM 5 HS“ der SCHWENK Putztechnik lässt sich besonders effizient verarbeiten und verhindert ein Ausblühen der Ziegelsteine.

FLEXIBILITÄT

Neben der einwandfreien Materialgüte waren auch die hohe Lieferfähigkeit und speziell die Flexibilität bei der Anlie ferung weitere wichtige Kriterien für die Auftragsvergabe. Da kam es der SCHWENK Putztechnik sehr entgegen, dass die Putzspezialisten den geforderten Trasskalkmörtel in ihrem Werk in Bernburg (Saale) in Sachsen-Anhalt just in time herstellen und immer dann flexibel nachliefern können, wenn eines der sechs Silos auf der Großbaustelle in B erlin nachgefüllt werden muss. Dies war im Sommer durchschnittlich ein- bis zweimal die Woche der Fall. Bis zum Abschluss der Mauerwerksarbeiten werden insgesamt mehr als 3.000 Tonnen „TM 5 HS“ verbaut werden.

„ Für uns ist dies natürlich auch eine logistische Herausforderung, denn an einigen Tagen sind die Zeitfenster für die Materialanlieferung auf der Baustelle sehr knapp. Da kann es schon einmal vorkommen, dass die Zufahrten nur von 7 bis 9 Uhr in der Früh offen sind. Für einen Lieferanten aus dem Süden mit mehreren hundert Kilometern Anfahrt wäre das über den Projektzeitraum von mehr als zwei Jahren gar nicht sinnvoll zu bewerkstelligen“, sagt Thomas Hader, der verantwortliche Projektleiter bei der SCHWENK Putztechnik.

ZUVERLÄSSIGKEIT

Die Zuverlässigkeit der SCHWENK Putztechnik schätzt auch Stefan Mally, Geschäftsführer der Philipp May Baustoffe GmbH ( Bamberg), über die die Bamberger Natursteinwerk Hermann Graser GmbH die Baustoffe bezieht: „ Egal, ob Trasskalkmörtel von der SCHWENK Putztechnik oder die Blockziegel vom Ziegelwerk Eder in Freital: Es klappt wirklich alles wie am Schnürchen und man sieh t, dass bei diesem Projekt wirklich Profis Hand in Hand arbeiten.“

Für die SCHWENK Putztechnik ist die aufsehenerregende Großbaustelle am Berliner Schloss eine hervorragende Referenz. „Man kennt uns vor allem als Premiummarke im Bereich Putzsysteme. Dieses Projekt in Berlin ist das beste Beispiel dafür, dass wir auch bei Spezialmörtel für Mauerwerk diesem Anspruch gerecht werden“, sagt Frank Frössel, Leiter Marketing bei der quick-mix Gruppe, zu der die SCHWENK Putztechnik seit Juli 2015 gehört.

DIE SPEZIALISTEN

Für die Bamberger Natursteinwerk Hermann Graser GmbH ist der Auftrag am Berliner Schloss eine Mammutaufgabe. Das Team um Bauleiter Martin Hohn ist rund um die Uhr im Einsatz. Neben den Mauerwerksleistungen erbringen die Spezialisten auch 2.400 m3 an hochwertigen Steinmetzarbeiten, zum Beispiel für skulpturalen Schmuck, Fenstergewände, Gesimse und Säulen. Zum Auftrag zählen 600 vollständig ausgearbeitete Bildhauerwerkstücke, darunter 42 Wappenschilder mit Kronen, 78 Widderköpfe mit Lorbeergebinde, 41 Adler mit Flügelspannweiten von bis zu 2,70 m sowie 44 stilisierte Opferstierköpfe, sogenannte Bukranien.

DETAILLIERTE REKONSTRUKTION VON FASSADE UND GEBÄUDE

DIE MAUERWERKE sind von Natursteinornamenten durchzogen. Bis zu 3.000 Tonnen Trasskalkmörtel verarbeiten die Spezialisten der Bamberger Natursteinwerk Hermann Graser GmbH auf der Baustelle des Berliner Schlosses.

ZUR GESCHICHTE DES BERLINER SCHLOSSES

Nirgendwo sonst kommt so viel deutsche Geschichte zusammen wie am Bauplatz für das Berliner Schloss: Kurfürsten- und Königsschloss, Residenz der deutschen Kaiser, Revolution, Weimarer Republik, Kriegszerstörung, Sprengung des Schlosses und Staatszentrum der DDR. Über 500 Jahre wurde Berlin vom Schloss der brandenburgischen Kurfürsten, preußischen Könige und deutschen Kaiser geprägt. Mitte des 15. Jahrhunderts im Renaissancestil erbaut, verlieh ihm Andreas Schlüter um 1700 die berühmten barocken Fassaden. Seine Nachfolger vollendeten bis 1716 das Barockschloss. Die Kuppel nach Entwürfen von Schinkel und Stüler wurde erst 150 Jahre später errichtet. Nach der Novemberrevolution und Abdankung des Kaisers 1918 nutzte die Weimarer Republik das Schloss als Museum. 1950 ließ die DDR-Führung die 1945 ausgebrannte Kriegsruine aus ideologischen Gründen vollständig sprengen. Die leere Fläche diente als Aufmarschplatz für Großdemonstrationen. 1976 wurde hier der Palast der Republik eröffnet, Sitz der Volkskammer der DDR sowie Ort für große Veranstaltungen und Feste. Er wurde wegen Asbestbelastung bis 2008 abgerissen. Mit der Wiedererrichtung des Schlosses als Humboldt Forum widmet Deutschland seine Mitte nun dem Dialog der Weltkulturen.

Ingo Jensen ist seit 1996 geschäftsführender Redakteur der Jensen media GmbH. Nach seinem Volontariat bei der Allgäuer Zeitung spezialisierte sich Jensen auf die Fachpressearbeit.

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