Richtig loben ist eine Kunst. Anerkennung wirksam mitzuteilen, motiviert die Belegschaft und fördert die Arbeitsmoral. Doch kann ein Vorgesetzter auch zu viel loben?
VON ROLF LEICHER
Der Vater lobt seinen Sohn nicht, obwohl er eine sehr gute Note in der Klassenarbeit hat. Der Fußballtrainer sagt nichts, obwohl seine Schützlinge immer besser Fußball spielen. Der Ehemann sagt seiner Frau nichts, obwohl sie sich beim Kochen so viel Mühe gibt. Gäste loben die Küche nich t, Vorgesetzte nicht die Mitarbeiter. Lohnt sich dann noch Spitzenleistung? Was bringt es, besser zu werden? Warum soll sich jemand besonders anstrengen, wenn sein Einsatz nicht wahrgenommen wird? Die Würdigung einer sehr guten Leistung gibt dem Mitarbeiter die Sicherheit, dass er auf dem richtigen Weg ist, dass sich sein Einsatz gelohnt hat.
Lob und Anerkennung werden zu selten ausgesprochen, weil der Vorgesetzte perfektes Arbeiten seiner Mitarbeiter als selbstverständlich voraussetzt. Mitarbeiter werden zum Arbeiten angestellt und werden auch dafür bezahlt. Es besteht also keine sachliche Notwendigkeit, eine Leistung ausdrücklich anzuerkennen. Gelungene, fehlerfreie Arbeit kann kommentarlos zur Kenntnis genommen werden. Fängt man einmal mit Anerkennung an, will der Betreffende immer mehr und kommt auch noch auf die Idee, mehr Gehalt zu verlangen. So rechtfertigen Vorgesetzte ihr sparsames Loben und sie erklären ihr Verhalten so: „Wenn ich zu viel lobe, zieht das Lob nicht mehr.“ oder „Wir sind nicht im Streichelzoo.“ und „Meine Leute machen ihre Arbeit gut und k einer hat sich über mangelndes Lob beklagt“. Besonderer Arbeitseinsatz muss aber anerkannt werden, der Mitarbeiter darf nicht vergebens auf die fällige Anerkennung warten. Anerkennung zeigt Wahrnehmung, macht Wertschätzung einer Leistung deutlich und fördert die Motivation. Mit den Worten „passt schon“ ist es nicht getan, wirksame Bewertung einer Leistung sieht anders aus. Lob erfüllt das Bedürfnis nach Selbstwert des Mitarbeiters und schafft Arbeitszufriedenheit. Mit Anerkennung gibt man seinem Mitarbeiter die Information, dass seine Arbeit besonders gut gelungen ist.